Mittwoch, 16. Mai 2012

Dreams of Infinity - 3. Teil

Im Januar 2007 gab es im Gegensatz zu anderen Jahren in den Bergen kein Eis und zu wenig Schnee für Skitouren. Es war einfach zu warm, es regnete selbst in größeren Höhen.                                Vor mir lag ein freies Wochenende, doch ich hatte erst mal keine Ahnung, was ich anstellen sollte.
Ich sah mir den Wetterbericht für Arco an. Dieser meldete trockenes, sonniges Wetter mit Höchsttemperaturen bis 11 Grad. Das war doch schon was ganz Anderes als dieses Regenwetter bei uns.
Mit der Dreams of Infinity weiter machen, das wäre super, dachte ich mir. Ich rief Martina, eine gute Freundin und Kletterpartnerin an und fragte sie, ob sie Lust auf eine Fahrt nach Arco habe.        11 Grad Lufttemperatur seien für sie zu wenig zum Klettern, da habe sie kalte Hände, entgegenete sie mir, doch sie könne sich vorstellen, dass ihr Freund Peter Interesse daran habe, mit mir in die Tour zu gehen.
Ich kannte Peter noch nicht so lange, doch wir verstanden uns sehr gut. Zusammen geklettert waren wir bisher nur in der Halle, da schaffte er wie ich Touren im 8. Grad und ich wusste, dass er im Fels auch sehr gut war, also rief ich ihn an. Peter war damals ein begeisterter Ski Touren Fan und dass es gerade keinen Schnee gab, erhöhte meine Chancen.
Tatsächlich klagte er am Telefon über den Schneemangel, ja, er habe Interesse an dieser Erstbegehung und ehe ich mich versah, hatte er schon für das kommende Wochenende zugesagt. Ich war begeistert und ein paar Tage später saßen wir zusammen in meinem Bus in Richtung Arco.
Nun sind die Tage Anfang Januar nicht gerade sehr lang und es macht keinen Sinn, am Einstieg zu sein, bevor die Sonne über der Bergkette im Osten des Tals steigt, also hieß die Devise, etwa um sieben Uhr im Tal loszugehen, um neun einzusteigen, bis etwa 14:30 Uhr zu kletten und dann schnell wieder abzuseilen, um bei Helligkeit den nicht ganz leichten Wandvorbau abklettern zu können.
Da das untere Drittel der Route nicht sehr schwer ist, kamen wir zügig voran und waren um etwa 12 Uhr mittags am Ende der 7. Seillänge, wo das Neuland begann. Dort ging es allerdings gleich in eine sehr steile Platte. Ich war voll motiviert und wollte mich außerdem nicht blamieren, also ging ich energisch ans Werk, diese Seillänge erstzubegehen. Ich kämpfte mich circa eine Stunde lang Haken setzend nach oben, dann hatte ich etwa 2/3 der Seillänge geschafft und rief zu Peter runter, ob er mich ablösen wolle. Das tat er, machte seine Sache gut und schaffte den Rest dieser schweren Seillänge ( 7 - ) bis zum Stand.
Schnell waren Peter und ich ein eingespieltes Team und es machte wirklich Spaß, mit ihm in dieser Wand unterwegs zu sein. Am nächsten Tag versuchte ich mich weiter in den glatten Platten, doch es war jetzt noch anspruchsvoller, zum Klettern zwar möglich, aber zum von Unten einzubohren zu schwer. Ich hatte mich bei meinem Versuch ziemlich ausgepowert, kehrte zum Stand zurück und Peter versuchte eine Querung nach links in eine Schluchtverschneidung, welch die einzige Alternative war.
Peter stieg diese Länge vor. Sie war bei weitem nicht so schön wie die vom Vortag, aber über uns türmten sich absolut glatte Platten auf, es blieb uns keine andere Wahl. Er musste viele lose Steine in Richtung Tal befördern, doch auch diesmal war ich sehr zufrieden mit seiner Aktion.
Schon einige Wochen später waren Peter und ich wieder unterwegs ins Trentino. Wenn ich daran denke, dass Inga zu hause mit dem paar  Wochen alten David zurück blieb und mir für diese Fahrten grünes Licht gegeben hat, kann ich jetzt, fünf Jahre später einfach nur dankbar dafür sein. Für mich waren die Auszeiten am Monte Brento Gold wert gewesen.
Nach einer leichteren, etwas brüchigen Seillänge kam ein sehr schwerer, sehr ausgesetzter Quergang nach rechts. Er stellte die einzige Möglichkeit dar, weiter zu kommen, um uns herum waren jetzt nur noch glatte, steile Platten. Wir wechselten uns mit der Führung ab und bohrten die Seillänge fast durchgehend technisch ein.
Im Oktober kam Peter nochmal mit in die Tour, dann folgten bei ihm berufliche und private Veränderungen, sodass er aus dem Projekt aussteigen musste. Er sagte zwar immer wieder, dass er bald wieder mitkäme, aber ers wurde nichts mehr daraus