Samstag, 6. Oktober 2012

Liebe und Leidensschaft

Bereits im Kindesalter lernen wir, einige schmerzhafte Erfahrungen zu vermeiden, zum Beispiel das Anfassen der heißen Herdplatte. Nach einem, zwei oder maximal drei Versuchen hat das Kind begriffen, dass es furchtbar schmerzhaft ist, dort hinzulangen und macht in Zukunft einen großen Bogen um diese Gefahrenquelle.

Der Narr hatte dieses Jahr seinen 50. Geburtstag gefeiert, beziehungsweise hatte er es vermieden, diesen Anlass zu feiern.
Aufgrund seiner letzten schmerzlichen Erfahrungen mit dem, was er seit seiner Jugend Liebe genannt hatte und den Gefühlen, die er seinem Sohn entgegen brachte, kam ihm die Idee, dass er bisher ein bisschen zu wenig oder besser gesagt gar nicht darüber nachgedacht hatte, was er alles als Liebe bezeichnete.
Besonders der Begriff  " Liebe auf den ersten Blick " hatte es ihm angetan. Er hatte immer ernsthaft daran geglaubt,  dieses Phänomen schon mehrmals in seinem Leben erlebt zu haben und dass es sich dabei um ein Anzeichen für die "wahre " Liebe handelte.

Es ist gut, erst mal zu sortieren, um Überblick zu erlangen : Man sagt, dass die Liebe ein selbstloses Gefühl sei. Die Liebe zu seinem Sohn David gehörte am ehesten in diese Kategorie, das stand fest. Er erwartete von David keine Belohnung für diese Liebe oder für das, was er für ihn tat, das konnte er mit reinem Gewissen behaupten.
Seine letzte Beziehung zu einer Frau jedoch war unter Anderem deswegen gescheitert, weil er es nicht geschafft hatte, keine Erwartungen an sie zu stellen. Er hatte sie verlassen, weil sie nicht bereit dazu gewesen war, soviel Zeit mit ihm zu verbringen, wie er es gerne gehabt hätte. Er hatte eine Liebespartnerin an seiner Seite haben wollen und es hatte ihn verletzt und frustriert, dass sie diese Rolle nicht gespielt hatte. Sie hatte es weder gewollt noch gekonnt.

Das, was der Narr immer als " Liebe auf den ersten Blick " bezeichnet hatte, hatte etwas mit optischen Reizen und einer gewissen Ausstrahlung der auserwählten Frau zu tun, soweit war die Sache ganz klar. Mit dem Schwung seiner überschäumenden Begeisterung war es ihm meistens gelungen, diejenige für sich zu gewinnen.                                                                                                     Da er jetzt zu der Erkenntnis gekommen war, dass dies nichts mit Liebe zu tun haben konnte, entschloss er sich, es Leidenschaft zu nennen, denn es fühlte sich heiß an wie Feuer.
Weiterhin hatte er mehrmals unter großen Schmerzen feststellen müssen, dass die Beziehungen dieser Art immer in einer Katastrophe endeten, genauer gesagt, dass er in einen gefühsmäßigen Abgrund fiel, aus dem er sehr schwer wieder heraus kam.
Der Narr hatte auch weniger spektakuläre Erfahrungen mit einem anderen Typ von Frau gemacht, die nett  und lieb zu ihm gewesen waren. Sein Gefühl dabei war eher lauwarm gewesen und es hatte stets  in Langeweile geendet. Das war jeweils der Moment gewesen, da er seine Koffer gepackt hatte und gegangen war.

Der Narr hielt inne: Seine Überlegungen waren reines Schubladen - Denken. Er durfte nicht soweit kommen, Menschen, in dem Fall Frauen in Kategorien einzuteilen.
Es gibt Milliarden von Menschen auf dieser Welt und die Möglichkeiten von Konstellationen zwischen Mann und Frau gehen schon fast ins Undendliche. 
Und noch eine Sache  durfte er nicht vergessen : Jeder Mensch ist ein Stern ! 
Ihm fiel noch einmal die letzte Strophe seines Liedes ein, die er kürzlich ins Positive gewandelt hatte.

Es ist nicht leicht es zu verstehen - niemand ist schuld daran
wenn Alles schief läuft zwischen Frau und Mann
Gib mir die Kraft es anzusehen dass ich es nicht ändern kann
und dass ne neue Chance kommt ja irgendwann.

In dem Sinne.....

    



Freitag, 5. Oktober 2012

Der Narr und die Liebe

Der Narr hatte die Liebe gekostet und wahrlich hatte sie ziemlich bitter geschmeckt. Wenn es immer so sein sollte, war es besser allein zu bleiben, obwohl die Einsamkeit auch nicht gerade eine Delikatesse ist.
Bei seinem letzten Versuch, eine Frau zu lieben, hatte er viel Kummer und Einsamkeit verspürt, das war auch keine gute Mischung.

Doch er würde nie aufgeben, denn allein zu sein war ganz sicher nicht der Sinn seines Lebens. Er wusste, dass die geschlechtliche Liebe genauso wichtig für ihn war wie ein Kind zu haben und das hatte er ja immerhin schon geschafft. Sein Sohn bedeutete ihm mehr als alle materiellen Dinge dieser Welt.
Er wusste, wenn er im Augenblick seines Sterbens auf sein Leben zurück blicken würde, dass  alles Andere verblassen würde im Vergleich zu David.

Ja, er würde immer wieder versuchen, eine Frau zu finden, die ihn liebte und die er lieben konnte.