Dienstag, 2. November 2010

Dreams of Infinity (1)

Soll ich fahren, soll ich nicht fahren? Die Rede ist von einer überfälligen Fahrt nach Arco, zu meiner Route am Monte Brento, die seit einigen Jahren auf Fertigstellung wartet.
Ja, Dreams of Infinity ist eine unfertige Tour, ein unvollendetes Werk, meine persönliche Sysiphus Arbeit.
Angefangen hat die Sache im Jahr 2000, also vor fast 10 Jahren. Ich hatte gerade keinen einzigen Kletterpartner, weil ich drei Jahre lang fast ausschließlich mit meiner damaligen Freundin geklettert war. Als es mit ihr vorbei war und meine neue Lebenspartnerin eine Nicht - Bergsteigerin war, stand ich mit meiner Kletter - Leidenschaft erst mal allein da. Doch wie immer, wenn kein Berg oder Kletterpartner verfügbar gewesen war, zog ich einfach allein los.
Die große Plattenwand des Monte Brento, die schräg oberhalb der Sonnenplatten trohnt, hat es mir angetan, seit ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Es gab bereits eine Tour in der Wand ( später erfuhr ich, dass schon mehrere Linien geklettert waren ), doch die
"Boomerang" führte nicht durch den zentralen Wandteil, sondern folgte in einer Rechtsschleife dem jeweils leichtesten Gelände.
Ich beschloss, eine Neutour durch die riesige Platte im oberen Wandteil zu eröffnen.          " Dreams of Infinity" sollte sie heißen, denn in Plattenwänden verliert der Kletterer leicht den Blick für die Dimensionen, alles erscheint weit, ja fast unendlich, wie eine große Wüste aus Fels.
Der Gedanke daran hatte mich fest im Griff, denn Klettern ist eine Leidenschaft und Neuland zu erschließen, wo noch keine Finger den Fels berührt haben, ist etwas ganz besonderes. In meinen Tagträumen befand ich mich bereits in der Wand auf dem Weg nach oben.
Die Plattenwand am Monte Brento ist 800 Meter hoch, das sind bei relativ direkter Linienführung etwa 1000 Meter Kletterlänge und das ergibt 20 Seillängen a`50 Meter.
Nun ist es so, dass in kompakten Felsplatten mit sogenannten Normalhaken, die zur Sicherung mit einem Hammer in Felsritzen geschlagen werden, nicht viel auszurichten ist.
Zu selten findet sich eine solche Ritze und man benötigt die Sicherungspunkte dort, wo es am Schwersten zu Klettern ist, nämlich im glatten, fast strukturlosen Fels. Das Mittel der Wahl ist deshalb ein Accu - Bohrhammer und Bohrhaken, die ebenfalls mit einem Hammer in die gebohrten Löcher geschlagen werden. Es gibt zum Glück Möglichkeiten, sich beim "Solo - Klettern" selbst zu sichern, diese sind jedoch nicht so effektiv, als wenn ein erfahrener Kletterpartner das Sicherungsseil bedient.

Mit meinem größten Rucksack, der mit der benötigten Ausrüstung etwa 25 Kilogramm wog, zog ich eines schönen Tages los, um meinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.

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